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(Bildquelle: Wikipedia)

Endlich ist es soweit: Leonard Peltier wird aus dem Gefängnis entlassen! Jahrzehntelang haben Unterstützer und Unterstützerinnen aus aller Welt dafür gekämpft, dass der AIM-Aktivist freigelassen wird. Als eine seiner letzten Amtshandlungen als US-Präsident hat Joe Biden am 19.01. nun endlich die fast 50 Jahre dauernde Freiheitsstrafe in Hausarrest umgewandelt. Im Februar soll der inzwischen 80jährige Peltier das Gefängnis verlassen und zu seiner Familie nach North Dakota heimkehren dürfen.

Leonard Peltier hat schon als Kind Rassismus und Ungerechtigkeit erfahren müssen. Gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester und einer Cousine zwang man ihn in die Wahpeton Indian School, eine der berüchtigten Boarding Schools, in denen indianische Kinder systematisch misshandelt wurden. Diese und andere Erfahrungen führten dazu, dass er sich früh politisierte. Seit den 1970er Jahren ist er Mitglied des American Indian Movement (AIM) und nahm u.a. am Trail of Broken Treaties nach Washington, D.C. und der Besetzung des BIA-Gebäudes im Jahr 1972 teil. 1975 war er auf der Pine Ridge Reservation an einem Schusswechsel beteiligt, in dessen Verlauf zwei FBI-Beamte und ein AIM-Aktivist starben. Das FBI machte ihn für die Morde verantwortlich, obwohl es Beweise gab, dass die tödlichen Schüsse nicht aus seiner Waffe stammten. Leonard Peltier floh nach Kanada, wo er 1976 gefasst und an die USA ausgeliefert wurde. 1977 verurteilte man ihn in einem von Beginn an umstrittenen Prozess zu zweifach lebenslänglicher Haftstrafe. Das Gericht stützte das Urteil auf widersprüchliche Aussagen zu den Tatwaffen, dem angeblich von Peltier gefahrenen Pick-Up und auf die (offenbar erzwungenen) Falschaussagen zweier angeblicher Augenzeugen. Eine Zeugin widerrief ihre Aussage; als sie später gegen das FBI aussagen wollte, wurde sie wegen “geistiger Unzurechnungsfähigkeit” nicht vor Gericht zugelassen. Ein Geschworener war offen voreingenommen gegen Indigene, blieb aber in der Jury. Die widerrufenen Aussagen und das ballistische Gutachten wurden den Geschworenen nie zugänglich gemacht.

Immer wieder wird daher der Vorwurf laut, das FBI habe Leonard Peltier gezielt und strategisch verfolgt, um ihn am Kampf für die Gleichberechtigung der indigenen Bevölkerung zu hindern. (Wer den AIM-Aktivisten Joe Stuntz erschossen hat, wurde übrigens nie untersucht.)

Leonard Peltier selbst beteuert bis heute seine Unschuld.

Im Lauf der Jahre haben sich viele Menschen für seine Freilassung eingesetzt: bekannte Persönlichkeiten wie Nelson Mandela und Desmond Tutu, aber auch unzählige Organisationen und Einzelpersonen aus der ganzen Welt. Mehrere Versuche, eine Begnadigung zu erreichen, scheiterten, meist am Widerstand des FBI. Dabei hatte selbst der damalige US-Strafverfolger später Zweifel am Verfahren und der dünnen Beweislage angemeldet.

All das machte Leonard Peltier zum Aushängeschild des indianischen Widerstands in den USA. Auf der Rückseite der englischen Originalausgabe von Peltiers Autobiographie “Mein Leben ist mein Sonnentanz” schreibt der indigene Schriftsteller und Aktivist Sherman Alexie:

“[...] lange haben sowohl Leonards Anhänger als auch seine Gegner ihn als Metapher gesehen, als eine öffentliche Figur, die politische Kundgebungen und Autoaufkleber verdient, aber nur selten als einen privaten Mann, der nur nach Hause will. Ich bete, dass dieses Buch Leonard nach Hause bringen wird.”

Nach all der Zeit haben die unzähligen Gebete und Proteste ihr Ziel nun endlich erreicht. Aber fast 50 Jahre Haft in verschiedenen Hochsicherheitsgefängnissen haben ihre Spuren hinterlassen. Leonard Peltier ist heute schwer krank, leidet u.a. unter Nierenschwäche, Diabetes, Bluthochdruck und Sehverlust als Folge eines Schlaganfalls. Seinen Anwälten zufolge wurde ihm die notwendige Gesundheitsversorgung versagt und diesbezügliche Appelle unbeantwortet gelassen.

“Endlich ist es vorbei - ich gehe nach Hause”, hat Leonard Peltier gesagt. Er geht nach Hause - in den Hausarrest. Der Schuldspruch gegen ihn bleibt nach wie vor bestehen. Dass er nicht ganz aufgehoben wird, gilt vielen seiner Unterstützer als Zugeständnis Bidens an das FBI.

Dennoch: seinen Lebensabend darf er nun bei seiner Familie und in seiner Heimat verbringen.

Wir freuen uns sehr darüber und wünschen ihm noch möglichst viele Jahre in Frieden und Freiheit!

 

 

Quellen: (alle Zugriff am 22.01.25)

https://nativenewsonline.net/sovereignty/exclusive-leonard-peltier-shares-his-indian-boarding-school-story

https://de.wikipedia.org/wiki/Leonard_Peltier,

https://peoplesdispatch.org/2025/01/20/leonard-peltier-its-finally-over-im-going-home/

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/joe-biden-begnadigt-indigenen-leonard-peltier-110244812.html

Peltier, Leonard (2000): Prison Writings: My Life Is My Sun Dance.

https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-journal/vereinigte-staaten-von-amerika-indigene-haft-leonard-peltier-eine-begnadigung-ist-ueberfaellig

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