Tafel Manderson

Tafel und Okini Market in Manderson

Heute hat uns dieses Schreiben von Jeri Baker erreicht:

Vor langer Zeit habe ich gelernt, schnell auf dringende Ereignisse auf der Pine Ridge Reservation zu reagieren, insbesondere, wenn es um den Bedarf an Lebensmittel und Heizmaterial ging. Das Ziel von One Spirit war es immer, den Hunger auf der Reservation zu beenden und den Lakota dabei zu helfen, die Bezeichnung als „ärmster Ort in den USA“ und „Lebensmittelwüste“ zu überwinden. Schon jetzt bringt das Schlachthaus Büffelfleisch wieder auf den traditionellen Speiseplan, um ernährungsbedingte Krankheiten zu bekämpfen. Wir haben außerdem zwei weitere Tafeln eröffnet.

Jedoch wurde ich in der letzten Woche ganz brutal daran erinnert, dass wir das wichtige Ziel, den Hunger zu besiegen, noch nicht erreicht haben. Eine Lehrerin rief bei mir an und fragte, ob wir Essen zu einigen ihrer Schüler nach Hause bringen könnten. Sie unterrichtet eine 8. Klasse und bei einer schriftlichen Arbeit schrieben einige ihrer Schüler darüber, wie es ist, hungrig zu sein und keine Lebensmittel zu Hause zu haben.

Hier einige Zitate aus den Arbeiten dieser Jugendlichen:

  • Ich komme in die Schule, um zu essen
  • Ich bin so hungrig, wir haben kein Essen zu Hause
  • Die Erwachsenen scheinen sich nicht um uns Kinder zu kümmern
  • Manchmal teile ich das Essen mit meinem kleinen Bruder
  • Es ist kein Benzin mehr im Auto, daher können wir nicht zum Einkaufen fahren
  • Ich kann nicht schlafen, weil mein Bauch so weh tut

Diese Aussagen der Schüler und die Bitte ihrer Lehrerin haben mich tief berührt. Sie sind nur wenige von vielen Erinnerungen daran, wie weit der Weg noch ist, den Hunger auf der Reservation zu beenden. Die Mittel, die den Bewohnern der Reservation zur Verfügung stehen, wie z. B. ein Nettoeinkommen, reichen einfach nicht aus bei den ständig steigenden Preisen.

Ich erinnere mich daran, als wir das letzte Mal Lebensmittel ausgeliefert haben, dass ich einen kleinen Jungen dabei beobachtete, wie er sich einen Beutel Müsli nahm und anfing, damit zu tanzen. Uns haben auch sehr viele Anrufe erreicht, bei denen die Menschen um Lebensmittel für Thanksgiving (den Erntedanktag) gebeten haben. Sie alle hoffen darauf, dass sie in dieser Woche ein besonderes Essen bekommen können.

Eine Großmutter erzählte mir, wie sie und ihr behinderter Ehemann sich um ihre sechs Enkelkinder und einige weitere Mitglieder ihrer Familie kümmern. Während des Sommers lebten sie in Zelten und schlafen jetzt in einem kleinen Campingwagen. Jemand besorgte ihnen einen Trailer, bei dem jedoch die Fenster und Türen zerstört waren. Sie erzählte mir, dass sie oft draußen auf dem offenen Feuer kochen – was während der harten Winter in Süddakota sehr schwer ist.

Ich freue mich über die Partnerschaften, die wir zwischen unseren Spendern und der Reservation aufgebaut haben, um diese Nahrungsmittelkrise zu bewältigen. In der Gemeinschaft der Lakota wird alles geteilt. Als ich einmal eine Familie zu Hause besuchte, war die Mutter gerade am Kochen. Es waren nur fünf Personen anwesend, aber sie kochte eine Menge Suppe und machte sehr viel Frybread. Als das Essen serviert wurde, erschienen plötzlich acht weitere Personen, die am Tisch Platz nahmen. Die Mutter erklärte mir, dass jeder, der zur Essenszeit zu ihnen kommt, immer etwas zu essen erhält.

Wir planen, innerhalb der nächsten Wochen drei weitere Tafeln einzurichten und zu eröffnen, um den Bedarf an Lebensmitteln zu decken. Unsere Bemühungen mit regenerativer Landwirtschaft und den Gärten wird uns dabei helfen, unser Ziel zu erreichen. In der Zwischenzeit müssen wir weiterhin schnell auf Bitten um Essen und Heizmaterial reagieren. Wenn wir das nicht tun, werden die Kinder auch weiterhin unter den Auswirkungen schlechter und unzureichender Ernährung leiden.


Jeri Baker
Gründerin von One Spirit USA